Nine Mile: Auf den Spuren von Bob Marley
Nachdem ich das Bob Marley Haus in Kingston gesehen habe, ist meine Faszination geweckt und ich muss unbedingt mehr wissen. Ich werde nach Nine Mile reisen, den Geburtsort und die letzte Ruhestätte Marleys. Und es führt auch kein Weg vorbei an Trenchtown, dem Stadtteil von Kingston, in den Marley zog und seine Karriere startete. Allein die Songzeile „in the government yard of trenchtown“ aus dem Lied „No woman no cry“ hat eine so starke Faszination, dass ich es kaum erwarten kann, dort zu sein um den Zauber dieses Ortes zu erleben. Aber zuerst Nine Mile.
Von Ocho Rios nach Nine Mile
Die Anreise nach Nine Mile ist bereits ein Abenteuer. Ohne eigenes Auto fahre ich von Ocho Rios, dem nächstgelegenen touristischen Ort, mit den kleinen Minibussen, die ständig zwischen den Orten pendeln. Zwei Mal umsteigen und anderthalb Stunden Fahrt sind für knapp 60km geplant. Neben dem gewöhnungsbedürftigen Linksverkehr auf Jamaika ist die Fahrtgeschwindigkeit durch die engen Bergstraßen schweißtreibend. Mein Puls ist bei 180, vermutlich die Geschwindigkeit des Minibusses, und ich wünschte, der Fahrer würde vom Gas runtergehen oder ich könnte sofort aussteigen. Als der Minibus nach unendlichen 60 Minuten seine Endstation erreicht, wird der Fahrer für einen Moment nervös. Er hat mich vergessen und nicht rechtzeitig rausgelassen – ich muss wieder in den Speed-Bus einsteigen und 20 Minuten zurückfahren, nach Alexandria, von wo das Sammeltaxi nach Nine Mile fährt. Glücklicherweise gibt es einen Fahrerwechsel und der neue Fahrer hat es nicht so eilig.
Anreise nach Nine Mile: Öffentliche Verkehrsmittel: Von Ocho Rios – nach Brown’s Town – nach Alexandria: ca. 4 € Von Alexandria per Sammeltaxi nach Nine Mile: 15 Minuten ca. 2 € Mit eigenem Auto: 40km, 1 Stunde
Nine Mile: Geburtshaus und Ruhestätte oder Hanfplantage?
In Alexandria angekommen steht das Sammeltaxi schon parat. Der Fahrer liefert zuerst die jamaikanischen Mitreisenden an ihren Häusern ab und muss dafür Umwege fahren. Aber wen stört das schon, wenn als Sahnehäubchen ein Stopp an der Schule eingelegt wird, in die Bob Marley als kleiner Junge gegangen ist und die auf keiner Ausflugsroute steht.
In der Mittagssonne steige ich dann endlich in Nine Mile aus, ein paar Meter von Marleys Geburtshaus entfernt. Bevor ich eintreten kann, fragt ein Einheimischer, ob ich mir eine Hanfplantage ansehen möchte. Mich zieht es aber in das Geburtshaus – vielleicht später.
Jamaican-Style-Gedenkstätte
Der Weg zum Ticketschalter führt durch einen Souvenirladen, durch ein Restaurant und vorbei an zwei kleinen Bars. Pro Person werden 19 Dollar Eintritt berechnet. Dafür gibt es einen Tourguide, der ein paar Hintergrundinformationen liefert.
Nach dem Besuch des Ausstellungsraumes mit Fotos, Zeitungsartikeln und Goldenen Schallplatten, geht man durch ein großes Tor zum Mount Zion, auf dem das Geburtshaus sowie das Grab Marleys und seiner Mutter stehen.
Zuerst besucht man das Jugendzimmer, eines von zwei Räumen in einer kleinen Holzhütte, ist mit Marley-Fan-Artikeln dekoriert. Es ist mehr ein Zeugnis der Liebe und des Stolzes der Jamaikaner als ein authentisches Jugendzimmer eines Jungen, der nach Kingston geht um die Welt mit seiner Musik zu begeistern.
Bewegender ist der Besuch der Grabstätten, die man barfuß betritt. Die kleinen Mausoleem beherbergen jeweils den Sarg der Mutter und das andere das des Sohnes. Im Gegensatz zum Jugendzimmer sind die Mausoleen schlicht, mit nur einigen Fotos und Erinnerungsstücken aus Lebzeiten.
Fazit
Wer auf ein authentisches Wohnhaus hofft, wird von der Kommerzialisierung und der Einrichtung des Marley Hauses verwundert sein. Aber die kleinen Anekdoten – Marleys Mutter hat mindestens 52 Enkel!!! – , der Besuch des Grabes sowie die Erlebnisse unterwegs machen diesen Ausflug zu einem jamaikanischen Highlight – auch wenn man kein Bob Marley Fan ist.
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Teil 1: Bob Marley Museum in Kingston
Demnächst: Teil 3: Der Government Yard in Trenchtown
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