Blogger-Leben

Ich will frieren.

Es ist der 16. April 2016. Ich bin seit 5 Monaten unterwegs und heute ist es so weit. Der Tag ist da, der Tag, von dem ich nie gedacht hätte, dass er kommen würde. Es ist der Tag, an dem ich sage: Ich möchte frieren, ich möchte die ganzen Traumstrände und das satte saftige grün nicht mehr sehen.

Es sind 29 Grad, laut App gefühlte 31 und 70% Luftfeuchtigkeit. So wie gestern, wie vorgestern, die vergangene letzte Woche, wie morgen, wie die kommende Woche. Es regnet jeden Tag. Für fünf Minuten abends, für fünf Minuten morgens. Das bringt keine Abkühlung dafür ausgehungerte Mücken.

Seit zwei Wochen bin ich auf Guadeloupe, liebevoll Gwada genannt, und versuche die Sprache zu lernen. Mein Lieblingssatz ist „Je suis en retard.“ Man könnte meinen es heißt „Ich bin ein Retard“. Die langweilige echte Bedeutung sei dem Französischsprecher vorbehalten. „Plage“ ist das französische Wort für Strand und das trifft es heut für mich. Vermutlich leide ich an einem Inselkoller.

Mein Lieblingsort ist die kalte Dusche. Erfrischung für ein paar Minuten. Ich möchte meine Sachen in den Kühlschrank legen, so wie ich sie im Winter auf die Heizung lege, bevor ich sie anziehe.

Auf der Autofahrer-Insel gibt es nicht einmal klimatisierte Busse, in denen man frieren könnte. Der nächste Supermarkt mit arktischer Frischeabteilung ist zu weit weg um kurz dort hinzugehen.

Das letzte Mal gefroren habe ich im Februar als eine Kaltfront über die mexikanische Yucatan-Halbinsel gezogen ist. 16 Grad. Nachts. Mehrschichtensystem aus allem, was ich hatte: Leggins, Jeans, Socken, Hemd, T-Shirt, Longsleeve, Hoodie, Kapuze auf, in das Seideninlay, unter das Bettlaken, und unter die Extradecke. Zugegeben, das war auch nicht schön.

Vielleicht möchte ich doch nicht frieren.

About the author

Anica

Hallo und willkommen auf just-not-enough-time. Ich bin Anica und teile hier meine Reiseerfahrungen und –empfehlungen.
Seit über 15 Jahren backpacke ich durch die Welt und es ist kein Ende in Sicht.
Wenn ich nicht reisen kann, dann probiere ich neue Dinge aus und schreibe darüber.

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