Es ist Sommer. Nicht das erste Mal im Leben. Das zweite Mal in der Pandemie. Mit Lockerungen und dem ersten Livekonzert seit mehr als 17 Monaten. Bernd Begemann und die Befreiung. Das erste Mal, 1999, damals, war es Bernd Begemann und die Antwort, in einer Göttinger Bar. Heute auf dem Spielbudenplatz, in Hamburg, mitten auf dem Kiez, zwischen Reeperbahn und Operettenhaus, gleich bei der Davidwache und hinter den tanzenden Türmen, die an dem Abend die einzigen sind, die tanzen.
Bleib zu Hause im Sommer
Es ist 20 Uhr, es ist taghell als Bernd Begemann die Gitarre auf der von bepflanzten Paletten eingerahmten Bühne greift und den ersten Akkord spielt. „Bleib zu Hause im Sommer“ singt er. Nicht weil er vor Corona im Ausland warnt, sondern „der Strand überall ist, wenn man sich liebt“.
Hinter der Bühne funkelt das LED-Licht des Clubkombinats. ‘Welcome back‘ steht da in riesigen Bühnen. Ein bisschen Nachtleben, ein bisschen St. Pauli. Das erste Astra seit Monaten. Die zurückgekehrten Hamburgtouristen folgen brav Olivia Jones in ihrem Paillettenkleid. Polizeisirenen vermischen sich mit den lieblichen Begemann-Melodien. Das ist mein Hamburg. Begemann singt: „Oh St. Pauli“.
Ich kann dich nicht kriegen.
Begemann trägt ein rotes Hemd. Er sagt, dass es in seiner Band anders ist. Bei ihnen stünden die schönen Menschen in der zweiten Reihe. Er sagt auch, wenn es einem schlecht geht, kann man immer denken, dass man wenigstens nicht in Hannover ist. Er singt von einem Mädchen, „sie fuhr einen lila Twingo“. Er singt auch, „ich kann dich nicht kriegen, Katrin.“ und „Judith, mach deinen Abschluss„.
Zu Hause von der CD sind die Lieder immer zu kurz. Begemann braucht keine 3:40. Oft reichen 2:20. Live improvisiert er. Er entertaint. Er hat Spaß. Die Band hat Spaß. Das Publikum auch. Die Lieder sind dann länger aber immernoch zu kurz.
Unten am Fluss. Unten am Hafen.
Der Abend ist eine musikalische Umarmung aus Freude. Der Mann in dem roten Hemd ist Kreativität, Poesie, Singer-Songerwriter, Energie. Ein bisschen sommer-melancholische Hammondorgel, Gitarre, süße Melodien, eine facettenreich einnehmende Stimme. Ich verliebe mich an diesem Abend wieder in Hamburg. Und in die einzigartige Stimme von Bernd Begemann, die vor allem eins ist: Freude.
Unten am Fluss. Unten am Hafen.
Und höre das ganze Wochenende Bernd Begemann.
Tourdaten und mehr Infos gibt es auf der Webseite von Bernd Begemann.
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