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Mein Reisebegleiter ist tot oder: Gepäckschaden – Ein Erfahrungsbericht

Gepäckschaden Erfahrung

Es gibt niemandem außer ihm, der mich in den letzten Jahren auf jeder Reise begleitet hat. Dabei hat er immer den kürzeren gezogen. Er durfte nicht mit auf Ausflüge, hat die meisten Highlights unterwegs verpasst, hat wirklich immer den schlechteren Platz in Flugzeug, Bus und Bahn gehabt. Und trotzdem kam er jedes Mal wieder mit, ganz ohne sich zu beschweren.

Das macht doch kein Mensch, könnte man jetzt meinen. Und stimmt, das macht auch kein Mensch. Die Rede ist von meinem Rucksack, der nun ein jähes Ende gefunden hat. Die Todesursache ist mir unerklärlich, sein Anblick erinnert an ein Gemetzel. Es muss irgendwo zwischen New York-Zürich-Hamburg passiert sein. Die rechte Rückennaht ist aufgeplatz, die Verstärkungen im Rücken sind verbogen, die Hüftgurte sind zerfetzt, die Schnallen verschwunden und aus der Seitentasche quoll das weiße Creme-Blut. Mein bester Reisebegleiter ist hinüber.

Als er mir ein letztes Mal auf dem Gepäckband entgegen fuhr, hatte ich zuerst den Eindruck: Da war der Zoll dran. Als ich den Schwerverletzten vom Gepäckband hiefte, war klar, dass jede Hilfe zu spät kommt. Also ging ich übermüdet vom langen Flug zur Infostelle, die den Schaden aufnahm. „Fehlen Dinge aus dem Rucksack?“, fragte die Mitarbeiterin und ich ahnte was kommen würde: „Können Sie nachschauen?“

Also stehe ich am Hamburger Flughafen, ungläubig und mit cremeverschmierten Händen, als ich mir einen Überblick über den Schaden verschaffe. Eine kleine Tasche hat Risse, die Sonnencreme hat sich als Schuhcreme ausprobiert, kleinere Dinge sind verbogen. Es fehlt nichts. Aber auch nur, weil ich alles in Tüten verpackt habe, die zu groß sind um mir einzeln auf dem Gepäckband entgegenzutreiben.

Mein Reisebegleiter und ich dürfen ein letztes Mal zusammen den Heimweg antreten, mit der Info, dass ich mich bei Dolfi1920 melden soll. Dort wird alles weitere geregelt.

21.05. Ich schreibe eine Mail an Dolfi und empfange die Bestätigung: Die Menge der Anfragen ist derzeit hoch, man meldet sich innerhalb von 5 Werktagen.

22.05. Dolfi ruft mich an. Wow, denke ich, das ging superschnell. Ich soll Fotos vom Schaden, Maße und Preis Rucksacks (unbezahlbar?) angeben.
Eventuell muss ich den Rucksack einschicken.
So oder so wird der Schaden beurteilt und dann gibt es Geld oder einen neuen Rucksack. Ich sage der Mitarbeiterin, dass ich mir meinen neuen Rucksack bitte selbst aussuchen möchte. Sie sagt, dass sie es aufnimmt. Ich hoffe, dass das nicht nur ein Spruch ist.

Es ist eine Weile ruhig um Dolfie, während mein kaputter Rucksack meinen Balkon besetzt. Wegschmeißen geht nicht – vielleicht muss ich ihn einschicken, was ich mir aber bei dem Zerstörungsmaß nicht vorstellen kann. Ich kontaktiere nun die Airline um zu erfahren, was ich bezüglich der zerstörten Rucksackinhalte machen kann – für die ist Dolfi nicht zuständig.

Gepäckschaden Erfahrung
Zerdrückte Rucksackinhalte

29.05. Eine neue Mail. Ich bin gespannt.

„Sehr geehrter Kunde,

mit dieser E-Mail bestätigen wir Ihnen den letzten Schritt unserer Bearbeitung.
Ihr Gepäckstück wurde dem Versand übergeben und wird noch heute unser Haus verlassen.“

Ich verstehe nicht. Welche Entscheidung? Welcher Rucksack?! Wenn ich einen Autounfall habe, dann schickt doch die Versicherung auch nicht einfach ein neues Auto zu mir?!
Ich frage nach. Verständlicherweise kann man gerade nichts machen, der Rucksack ist ja schon in der Post, ich möge ihn mir doch ansehen.

6.6. Es hat lange gedauert aber der Rucksack ist da. Und Überraschung: Ich möchte ihn nicht. Ich möchte gerade garkeinen Rucksack mehr. Es ist das zweite Mal, dass mir mein treuer Reisebegleiter an einem Flughafen dieser Welt zerstört wurde – zum Glück immer auf der Rückreise. Das sage ich auch Dolfi.

7.6. Und Dolfi sagt mir: „Wir haben es an die Reklamationsabteilung geleitet.“

11.6. Die Reklmationsabteilung fragt Herrn Richardt (*Anmkerung der Redaktion: Ich bin Frau Richardt), was für einen Rucksack er genau möchte – eher fürs Trekking oder für eine Kamera.
Frau Richardt antwortet: Sie möchte keinen Rucksack mehr. Sie möchte bitte das Geld überwiesen haben.

Gepäckschaden Erfahrung
Ein Bild aus glücklichen Tagen.

12.6. Es folgt die automatische Antwort. Du ahnst es schon: „Es ist viel los. 5 Tage und so….“

18.6. Ich habe schon lange nichts von Dolfi gehört – Herr Richardt kann ja auch mal wieder anrufen. Ergebnis des Telefonats: Meine Anfrage wird aufgenommen und an die Reklamationsabteilung weiter geleitet. Heut ruft keiner mehr an. Aber vielleicht morgen.

tbc

About the author

Anica

Hallo und willkommen auf just-not-enough-time. Ich bin Anica und teile hier meine Reiseerfahrungen und –empfehlungen.
Seit über 15 Jahren backpacke ich durch die Welt und es ist kein Ende in Sicht.
Wenn ich nicht reisen kann, dann probiere ich neue Dinge aus und schreibe darüber.

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