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Lollapalooza: I got it playing LOUDER on my stereo. Teil 2

Lollapalooza Berlin Mumford and Sons

Bei den Beatstakes, die danach spielen, setzt Lolla weniger auf abrupte Tricks und wartet nicht bis zum letzten Lied. Sie macht einfach die Musik insgesamt etwas leiser, so dass sich die Konzertbesucher in Zimmerlautstärke unterhalten können. Die Zuschauer tanzen trotzdem und feiern – sie singen aber im Refrain „I got it playing louder on my stereo“. Ich glaube das stimmt.
Die ganzen Aufregungen resultieren für uns in die Frage: Wie können wir Mumford & Sons ganz klassisch sehen? So ganz ohne Lollas kleine Tricks.
Ein Plan aus 20 Jahren Festival-Erfahrung muss her: Eine Stunde vor Konzertbeginn ausreichend Getränke organisieren, in die Mitte der „Nahkampfzone“ vor den ersten Wellenbrecher gehen und warten, um ein ganz normales Konzert zu erleben.

Lollas Plastikberg

Die Wartezeiten an den Getränkeständen werden länger. Die 85.000 Zuschauer müssten jetzt alle da sein. Beim Warten kann man den anderen zuhören. 4,50 € für ein 0,3l-Bier ärgert den Typen hinter mir. 7,50 € für eine Rum-Cola findet das Mädel neben mir ok und ich verstehe nicht, warum Bier und Longdrinks in Pfandbechern serviert werden aber Lolla den  Plastikmüllberg mittels 0,33l-Wasser- und Cola-Plastikflaschen vergrößern will. Vielleicht wird der Berg im nächsten Jahr neben dem Holz-Paletten-Garten, dem „Poste-was-auf-Instagram-und-lass-es-dir-dann-aufs-T-Shirt-drucken-Stand“ und dem Glitzer-Lametta-Ding aufgebaut?

Lollapalooza Berlin S Bahn Chaos
Hauptsache es glitzert?

Magic Mumford

Der magische Moment ist langsam ganz schnell da. Mumford & Sons betreten die Bühne. Zwei schöne Stunden lang, die 85.000 Menschen vor der Bühne glücklich machen. Und auch den Musikern auf der Bühne steht die Energie, die Freude, die Begeisterung ins Gesicht geschrieben. Von Anfang bis Ende.

Lollapalooza Berlin Mumford and Sons
Glücklich? Glücklich!

Im Dunkel der Spätsommernacht vibriert der Boden. Die gospelartigen Folk-Lieder greifen vorsichtig ans Herz. Der Sänger sagt irgendwann: It has been a shitty year.
Er hält kurz inne, führt den Gedanken nicht zu Ende, schüttelt die letzten Monate ab, singt als würde es um alles gehen und es geht um alles. Lover of the light. Awake my soul. Believe.
Dann gibt er das Mikro für zwei Lieder an Baba Maal und afrikanische Rhythmen mischen sich zu den Mumford-Melodien, bevor als eines der letzten Lieder „If I“ erklingt.
„If I say I love you, well then I love you.“ Das singt er vielleicht dem glücklichsten unglücklichen Menschen dieser Welt. Glücklich, weil er/sie so geliebt wird, unglücklich weil er/sie es nicht versteht und wieder und wieder hören muss: „If I say I love you, well then I love you.“

Es ist nicht das letzte Lied an diesem Abend aber das, was in meinem Kopf weiter läuft: If I say I love your music, then I love your music. Es war perfekt.

Feiert noch mit uns

Die letzte Konzert-Gänsehaut, dann ein Text auf den Videoleinwänden und eine fast flehende Ansage der Veranstalter: Bleibt noch ein bisschen. Feiert noch mit uns. Nutzt Ausgang C. Fahrt mit den Shuttlebussen. Nehmt nicht die S-Bahn. Das ist 22:30 Uhr. Innerhalb der nächsten Stunde werden 85.000 Menschen versuchen nach Hause zu kommen.

Lollapalooza Berlin Abreise
Beunruhigend?

Wir bleiben nicht länger und nehmen Ausgang C, laufen ein paar Minuten und stellen uns zu den anderen Wartenden bei den Shuttlebussen. Wir haben Glück und eine Viertelstunde später hält der Bus, der uns mitnehmen wird. 100 Menschen, zwei kleine Eingänge und dazwischen auch Kinder, die im Dunkel der Nacht keiner sieht und mit denen keiner rechnet.

Die Bustüren öffnen sich, ein Drängen von hinten, von den Seiten, wir werden in den Bus gedrückt. Ein Vater ruft erschrocken: Drängel doch mal nicht so – hier sind Kinder. Aber hier hat keiner Kontrolle, wenn von allen Seiten geschoben wird. In den Kinderaugen ist Entsetzen. Glücklicherweise ist keiner zu Schaden gekommen und wir fahren kurz darauf los. Erst am nächsten Morgen lesen wir von den tausenden Menschen, die vergeblich stundenlang an der S-Bahn warteten, nicht informiert wurden und Gottseidank ruhig geblieben sind. Wie viele an diesem Abend wohl an das Love-Parade-Unglück dachten, als sie nicht vor und nicht zurück konnten?

Wir werden an einer S-Bahnstation ausgeladen, an deren Namen ich mich als Nicht-Berliner nicht erinnere. Ich erinnere mich aber an die Erleichterung, als an der Anzeige steht, dass die nächste Bahn in Richtung Innenstadt in 3 Minuten einfährt und dazu fast leer ist. Um halb eins sind wir zurück. Müde, glücklich und erschöpft fallen wir ins Bett. Keiner singt heute persönlich ein Gute-Nachtlied. Nicht George Ezra und nicht Eddie Vedder. Aber in meinem Kopf klingen Mumford & Sons nach. Das geht auch. „If I say I love you….“

Teil 1  Lollapalooza Berlin: Die ultimativ positivste Kritik. Wirklich!

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Anica

Hallo und willkommen auf just-not-enough-time. Ich bin Anica und teile hier meine Reiseerfahrungen und –empfehlungen.
Seit über 15 Jahren backpacke ich durch die Welt und es ist kein Ende in Sicht.
Wenn ich nicht reisen kann, dann probiere ich neue Dinge aus und schreibe darüber.

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