Ich will nicht nach Hause
Ich will nicht nach Hause, ich will nie nach Hause. Ich habe nie Heimweh. Ich möchte fast immer länger bleiben und wenn es geht, dann mache ich das auch. So wie auf der letzten Reise. Ich wollte Ende März zurückfliegen aber Ende März bin ich nach Guadeloupe geflogen. Es war eine Annäherung an Europa in der Karibik – Guadeloupe gehört zu Frankreich -, die ich nach zwei Wochen abgebrochen habe. Es war nicht an der Zeit, ich war nicht bereit für durchorganisiertes Leben, in dem man Verabredungen Wochen im Voraus planen muss, nicht bereit für Alltag und Routine
Grillen, Stadion, roter Sekt
Ich habe kein Heimweh aber ich wünschte manchmal meine Freunde wären dabei, würden einen Teil der Reise erleben und wir könnten gemeinsam Erinnerungen in fremden Ländern aufbauen und neue Freundschaften schließen.
Ich freue mich aufs Grillen mit ihnen, die Stadionbesuche bei St. Pauli, auf Rote-Sekt-Freitage, die möglicherweise nun samstags stattfinden. Zugegeben, das sind auch kleine Routinen, die ich wiederum vermisse.
Ich bin gespannt die Kinder meiner Freunde wiederzusehen, die keine Babys mehr sind sondern richtige kleine Persönlichkeiten. Manchmal verpasst man unterwegs die großen Ereignisse im Leben der Freunde. Das ist bedauerlich.
Und so sehr ich mich darauf freue, Freunde und Familie wiederzusehen, so sehr fürchte ich das Bekannte, die Routine, die sich trotz aller Vorsätze und Anstrengungen spätestens nach drei Wochen einschleicht, nämlich dann, wenn ich die Familie besucht und Freunde wieder getroffen habe, wenn (fast) alle Reisegeschichten erzählt sind und der Hauch von Abenteuer in der eigenen Stadt erloschen ist.
Keine Termine nur T-Shirt, kurze Hose und Flip Flops.
Ich bin gern unterwegs, woanders, umgeben von neuen Leuten, neuen Orten, weg von der durchgeplanten Zivilisation, weit weg von Rente, Karriere, allen impliziten und expliziten Erwartungen. Keine Termine, nur T-Shirt, kurze Hose und Flip Flops.
Meine Indikatoren
Das deutlichste Anzeichen, dass ich die Reise fortsetzen muss ist das Widerstreben beim Buchen der Rückreise.
Das Planen reißt mich aus dem Jetzt. Ich mag das Jetzt, sehr. Ich mag das in der Zukunft nicht so. Wenn ich an Zukunft denke, überschlagen sich die Gedanken.
Was mach ich, wenn ich zurück komme?
Keine Ahnung.
Es kann nicht wieder gleich sein.
Welche Optionen habe ich?
Vier-Tage-Woche wäre schön.
Es sind dann mehr Fragen als Antworten und diffuse Gedanken, die nicht mal eine Frage sind und deswegen keine Antwort finden.
So kommt es dann, als ich versuche einen Flug zu buchen, dass ich nur auf den Bildschirm starre.
Und dann stimmt das Herz zu
Ich weiß aber auch, dass die Zeit kommt, wo der Kopf sagt: Jetzt ist es ok zurückzufahren. Und das Herz schließt sich dieser Einsicht an.
Dass ist der Moment, in dem ich nicht mehr vor Skyscanner sitze und auf den Bildschirm starre sondern wirklich ein Ticket buche. Das war dann nicht Ende Juni aber Anfang Juli. Ist ja nicht allzu viel später, wenn man vergisst, dass ich ursprünglich im März zurückreisen wollte.
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