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Bob Marley: Der Government Yard in Trenchtown

Trenchtown Jamaika
Marley Statue im Hinterhof

Government Yard: Kein Regierungsviertel

Meine letzte Station auf den Spuren von Bob Marley ist der Government Yard in Trenchtown. In meinen Gedanken war der Government Yard ein parkähnlicher Platz vor einem kolonial anmutenden Regierungsgebäude. Aber der Governmentyard ist kein kleiner Platz sondern bezeichnet den gesamten Stadtteil Trenchtown, der den Namen von irischer Familie übernommen hat, der das Land einst gehörte.
Die Anfahrt hat etwas mythisches…

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Musikgeschichte

Es ist ein verschlafenes Viertel, eine gemütlich anmutende Nachbarschaft, ein Ghetto, vor dem man gewarnt wird und nur mit Taxi anreisen und wieder abreisen sollte. Meist sind es einstöckige Gebäude, manche mit Wellblech. Einzelne Holzhütten und mehrstöckige Steinhäuser durchziehen das helle Viertel.
In der Mittagshitze scheint das Leben anzuhalten, kaum jemand ist auf der Straße als ich vor dem Culture Yard aussteige, wo meine Tour beginnt, da, wo sich Peter Tosh, Bunny Wailer und Bob Marley gefunden haben und die „The Wailers“, die Klagenden, gegründet haben, da, wo Bob Marley als Teenager Gitarre spielen lernte und seine erste eigene kleine Wohnung hatte.

Die Legenden

Aber nicht nur die Wailers stammen aus diesem Viertel. An einigen Mauern am Anfang der jeweiligen Straße sind Porträts der einst dort lebenden Legenden, die ein Stück Musikgeschichte geschrieben haben. Und es ist durchaus bemerkenswert, wie viele Künstler dieses kleine Viertel hervorgebracht hat.
Trechtown erhält noch mehr Farbe, weil auch die Personen auf Murals verewigt wurden, die aus politischen und religiösen Gründen Bekanntheit erreichten, wie z.B. Nelsen Mandela.

Die Tour

Ich bin die einzige, die an diesem Mittag angereist ist und kann zwischen drei Touren unterschiedlichen Umfangs wählen. Der Culture Yard selber ist Teil aller drei Touren. Letztlich unterscheiden sie sich in der Dauer, der Anzahl der Nebenstraßen, die man durchläuft und ob ein Besuch in einem Musikstudio Teil des Programms ist.

Mein Tourguide ist Stoneman, ein Rasta, der mich barfuß gemütlich einmal um den Block führt, mir zeigt, wo Bob zuerst wohnte, bevor er in den Culture Yard zog. Dann gibt er mich im Empfangsbüro ab, wo mir eine freundliche Dame kurz erklärt, dass gerade Renovierungsarbeiten stattfinden. Deswegen sind einige Exponate wie Marleys Gitarre eingestaubt.
Sie zeigt mir seine erste eigene Wohnung, in der Marley keine Küche hatte, seinen ersten VW-Minibus und weist mich auf ein Schild hin, dass als Dank für die finanzielle Unterstützung aus Deutschland bei der letzten Restaurierung aufgebaut wurde.

Musikstudio

Dann werde ich wieder zu Stoneman geschickt, der mich direkt im Musikstudio im Hinterhof abgibt. Dort werden mir zwei Tracks vorgespielt, ich werde zu einer Fotosession animiert und wieder an Stoneman übergeben. Zuvor muss ich versprechen, dass ich die Band LivinKulcha verlinke. Das sei hiermit geschehen. Ein Blick ins Video lohnt sich, weil man einen weiteren Eindruck vom Alltag in Trenchtown erhält.

Stoneman

Wenn er keine Führungen macht, bemalt Stoneman Leinentücher und für das Foto, dass ich von ihm machen soll, legt er Wert darauf, dass seine Pfeife und sein Gras mit auf dem Bild sind.
Er zeigt mir eine Reihe von Steinen und erklärt, dass er die Anschläge vom 9.September daraus vorhersehen konnte. Mir sagt er anhand meiner Nasenspitze voraus, dass er ein Buch in meiner Zukunft sieht und dass ich zurückkommen werde, um eine Dokumentation zu drehen. Ich hoffe er hat recht und Buch und Doku liegen in der nahen Zukunft.

Ein Euro für ’nen Joint

Nach zwei Stunden ist die Führung beendet und mir wird ein Mann an die Seite gestellt, der mich auf die Straße begleitet und mir ein Taxi organisieren soll, damit ich nicht allein durch Trenchtown ziehe. Bevor er mir das Taxi ruft, zeigt er mir noch eine kleine Steinmetzerei. Am Ende bittet er mich um ein kleines Trinkgeld. Er sagt 100 Hundert reichen, dafür könne er sich einen Joint kaufen….

Fazit

Es ist eine eklektische Tour mit vielen überraschenden Momenten und erinnerungswürdig berührenden Augenblicken, in einem historischen Viertel, wo ich gern mehr Zeit verbracht hätte und wieder hinfahren werde.

Weitere Beiträge der Bob-Marley-Serie:

Teil 1: Das Bob Marley Haus in Kingston
Teil 2: Nine Mile: Geburtshaus und Ruhestätte

About the author

Anica

Hallo und willkommen auf just-not-enough-time. Ich bin Anica und teile hier meine Reiseerfahrungen und –empfehlungen.
Seit über 15 Jahren backpacke ich durch die Welt und es ist kein Ende in Sicht.
Wenn ich nicht reisen kann, dann probiere ich neue Dinge aus und schreibe darüber.

2 Comments

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  • Hallo, wir waren 2017 im Trenchtown Culture Yard. Nachdem wir vorher schon das Bob Marley Mausoleum (mehrfach), das Bob Marley Museum und die Tuff-Gong-Studios (beide 2013) besuchten, empfanden wir nach der Führung mit Oswald „Stoneman“ Comrie den Culture Yard als den inspirierenden aller „BM-Places“. Da wir erst am späten Nachmittag und zu Fuss angekommen waren, haben wir auf eine ausgedehntere Führung verzichtet. Den entsetzt-erstaunten Reaktionen auf unseren „Spaziergang durch Trenchtown“ entnehmen wir, wieviel Glück wir hatten, dass wir überhaupt unbehelligt im Culture Yard ankamen. Für den Rückweg, als es bereits dämmerte, hat uns Oswald ebenfalls ein „Taxi“ organisiert und ist uns nicht von der Seite gewichen, bis es kam. Wir werden 2019 wieder nach Kingston fahren, weil wir viel zu wenig von dem was wir sehen wollten, geaschafft haben und schon wieder Neues dazukommt, was wir sehen müssen :D Guet Reise und tek ker!

    • …ich denke rückblickend auch, dass ich mehr Zeit für Kingston hätte einplanen sollen, weil ich nur einen Mini-Einblick hatte. Aber vielleicht gibt es ja ein nächstes Mal.
      Ich wünsch Euch jetzt schon eine tolle und erlebnisreiche Reise.